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. . . Rudolf Klophaus . . 1885 - 1957

Portrait Rudolf Klophaus

Geboren am 14.1.1885 in Wald (Solingen)

1901 - 06 Ausbildung an der Baugewerkeschule Aachen
1908 - 16 Mitarbeiter bei Otto Frings in Düsseldorf
1916 - 20 Mitarbeiter bei Theodor Speckbötel in Hamburg
1920 - 32 Büropartnerschaft mit August Schoch und Erich zu Putlitz
1932 Eigenes Architekturbüro in Hamburg
1942 - 43 Mitarbeiter im Wiederaufbauamt von Lothringen

Gestorben am 3.7.1957 in Hamburg

 

 


Rudolf Klophaus wird in der Stadtgemeinde Wald bei Solingen als jüngstes von zwölf Kindern eines Schleifers geboren. Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule beginnt er mit 14 Jahren in Solingen eine Zeichenlehre beim Architekten Ernst Buschmann und besucht parallel dazu die Gewerbliche Fortbildungs-Zeichenschule. Im Sommer 1901 nimmt er eine Ausbildung zum Baumeister auf und arbeitet in den Sommermonaten als Bautechniker im Büro von Eduard Ley, während er in den Wintermonaten seine bautechnischen Kenntnisse mit dem Besuch der Königlich Preußischen Baugewerkeschule in Aachen vertieft. Nach dem erfolgreichen Abschluss Ende 1906 arbeitet er einige Monate für Arthur Schmidt als Bauleiter am Rathaus-Neubau von Lennep, bevor er einen einjährigen Militärdienst ableistet. Ab 1908 ist er im Düsseldorfer Architekturbüro von Otto Frings beschäftigt. Parallel dazu belegt er Fortbildungskurse der Handwerkskammer und besucht Vorlesungen der Technischen Hochschule Darmstadt, um sich zum Architekten weiterzubilden. Mit dieser umfassenden Ausbildung abseits einer akademischen Hochschullehre beschreitet Klophaus einen für Arbeiterkinder während der Kaiserzeit noch durchaus üblichen Bildungsweg.

Am Ersten Weltkrieg nimmt Klophaus als Soldat teil und erleidet eine Verwundung des linken Arms, der dauerhaft gelähmt bleibt. Aufgrund der Kriegsverletzung vom Militärdienst freigestellt, arbeitet er erneut für Otto Frings. 1916 wechselt Klophaus für den Wiederaufbau von kriegszerstörten ostpreußischen Gemeinden als Bautechniker in das Danziger Baugeschäft Bahr & Brettschneider und übernimmt die Leitung des Zweigbüros in Stallupönen. Noch im gleichen Jahr übersiedelt er jedoch nach Hamburg, wo er eine Anstellung im Ingenieurbüro von Theodor Speckbötel erhält. Bis über das Kriegsende hinaus ist er dort als Abteilungsleiter für die Ausführung von Industriebauvorhaben verantwortlich. Anfang 1920 scheidet Klophaus bei Speckbötel aus und eröffnet gemeinsam mit August Schoch ein eigenes Architekturbüro in Hamburg. In den auftragsarmen Nachkriegsjahren gelingt es ihnen, sich mit Aufträgen der Anfang 1921 gegründeten Baugenossenschaft des Mietervereins von Groß-Hamburg zu etablieren, für die das Büro Klophaus & Schoch entlang des Kaiser-Friedrich-Ufers in Eimsbüttel mehrere Wohnblöcke ausführen kann.

Mit der Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse nach Ende der Inflation 1923 bleibt der Geschosswohnungsbau ein zentrales Thema der Zeit und bildet für das Büro das Gros der Bauaufträge. Während die frühen Eimsbüttler Bauten sich noch durch ihre von traditionellen Motiven geprägten Putzfassaden auszeichneten, wird nun der Backsteinbau zur vorherrschenden Bauweise im Schaffen von Klophaus & Schoch. Durch teils rustikale, teil vom zeitgenössischen Expressionismus geprägte Details wahrt Klophaus dabei Distanz zum aufkeimenden Neuen Bauen. In zahlreichen Bauprojekten in den unter städtebaulicher Leitung von Fritz Schumacher angelegten Großwohnsiedlungen entwickelt das Büro innovative Blockbaukonzepte, die gleichermaßen städtische Verdichtung wie räumliche Intimität bieten. Neben dem Wohnungsbau entwickelt sich mit der Aufstockung des Hauses der Patriotischen Gesellschaft ab 1924 auch der innerstädtische Geschäftshausbau zu einem wichtigen Aufgabenfeld des Büros. Mit mehreren Bauten beteiligt sich das Büro am Ausbau des Kontorhausviertels. Die von kubischen Bauformen geprägten Kontorhäuser nähern sich architektonisch zwar der Stilistik des Neuen Bauens an, bewahren sich aber eine vorrangig monumentale Ästhetik.

Begünstigt durch die in der Weimarer Republik florierende Bauwirtschaft, nimmt Klophaus 1927 Erich zu Putlitz als neuen Partner ins Büro auf. In ihren Bauten als auch einer Reihe von Wettbewerbserfolgen, darunter 1927 einem mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf für den Völkerbundpalast in Genf, zeigen Klophaus, Schoch & zu Putlitz eine von streng geometrischen Formen gekennzeichnete Architektursprache, die aber mit einer klassizistischen Attitüde sowie handwerklich geprägten Details noch konservativen Gestaltungsmustern verpflichtet ist. Damit unterscheidet sich das Büro von Exponenten der avantgardistischen Moderne wie Karl Schneider oder Block & Hochfeld. Mit der Weltwirtschaftskrise zerbricht die Sozietät 1932. Rudolf Klophaus löst sich aus der Partnerschaft und gewinnt im gleichen Jahr einen gemeinsam mit Artur Tachill und Richard Kuöhl bearbeiteten Wettbewerb für eine Kriegergedenkstätte in Düsseldorf. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ist Klophaus in Hamburg an der Sanierung des Gängeviertels in der Neustadt beteiligt. In seinen Wohnhausentwürfen nimmt er Motive der lokalen Baugeschichte wie Sprossenfenster und Blendgiebel auf und entwickelt damit eine dem neuen kulturpolitischen Umfeld angepasste völkische Bauweise. Mit einer Reihe von Wohn- und Bürohäusern kann er zudem dem Kontorhausviertel einen nördlichen Abschluss geben. Den seriell strukturierten Fassaden der in Großblockbauweise errichteten Bauten verleiht Klophaus dabei durch traditionelle Details eine regionalistische Note, mit der sie sich deutlich von den expressionistischen Kontorhäusern aus der Weimarer Republik abheben.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, zu dem Klophaus wegen seiner Armlähmung nicht eingezogen wird, kann er mehrere Wohnhausprojekte durchführen. Neben dem Bau von zwei Siedlungen für Bedienstete des 1940 in Nienstedten stationierten Luftgaukommandos XI übernimmt er im Laufe des Krieges als Vertrauensarchitekt der Hamburger Bauverwaltung Aufgaben im Behelfswohnungsbau. Darüber hinaus erstellt er ab 1942 Planungen für das Wiederaufbauamt von Lothringen. Nach Kriegsende kann Klophaus sein Architekturbüro infolge eines langwierigen Entnazifizierungsverfahrens erst ab 1948 weiterführen. Mit einer Reihe von Wiederaufbauaufträgen, darunter das durch seinen früheren Bauherren Rudolf Bartholomay vermittelte Thalia-Theater in Wuppertal, kann sich Klophaus auch in der Bundesrepublik erneut als Architekt etablieren. Im Zuge des Wirtschaftswunders stehen wiederum Büro- und Geschäftshäuser im Mittelpunkt seiner Entwurfstätigkeit. Mit dem City-Hof verleiht er dem Kontorhausviertel einen markanten östlichen Schlusspunkt. Während die aus vier Scheibenhochhäusern bestehende Gebäudestruktur dem zeitgenössischen Ideal einer aufgelockerten Stadtlandschaft folgt und mit der klassischen Blockbauweise des Kontorhausviertels bricht, behält Klophaus mit einer Lochfassade seine traditionelle Haltung bei.

Im Sommer 1957 verstirbt Rudolf Klophaus unerwartet im Alter von 72 Jahren. Die laufenden Bauvorhaben werden von seinen Mitarbeitern Peter Hauske und Hans Jochem abgeschlossen, die das Büro daraufhin unter eigenem Namen weiterführen. Neben Gottfried Schramm und Friedrich Ostermeyer ist Klophaus einer der wenigen Architekten, die das Hamburger Bauschaffen kontinuierlich während der Weimarer Republik, des Dritten Reichs und in der Nachkriegszeit mitgestaltet haben. Die von ihm vertretene gemäßigte Moderne ist dabei deutlich von konservativen Einflüssen geprägt, die seine Fähigkeit zur architektonischen Anpassung an sich wandelnde politische Rahmenbedingungen begünstigt haben.


Dezember 2013

Literatur:

Petra Bojahr: Erich zu Putlitz. Leben und Werk 1892-1945
Hamburg, 1997

Werner Hegemann: Neue Werkkunst. Klophaus, Schoch, zu Putlitz
Berlin / Leipzig / Wien, 1930

Ralf Lange: Vom Kontor zum Großraumbüro. Geschäftshäuser und Büroviertel in Hamburg 1945-1970
Königstein / Ts., 1999

Ralf Lange: Kontinuität durch Wandel - Leben und Werk von Rudolf Klophaus (1885-1957)
In: Architektur in Hamburg Jahrbuch 2014, S. 198-205

Hans Walden: Rudolf Klophaus
In: Hamburgische Biografie Bd. 6, S. 164-166

Wohnhaus Kaiser-Friedrich-Ufer. Hamburg 1921-22
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