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. . . Paul Frank. 1878 - 1951

Portrait Paul Frank

Geboren am 30.10.1878 in Hamburg

ca. 1900 - 1905 Studium an der Landeskunstschule Hamburg
1910 - 13 Mitarbeiter im Architekturbüro Sachs & Pohlmann
1913
Gründung des eigenen Architekturbüros in Hamburg
1925 Gründung der "Gemeinnützigen Kleinhaus-Baugesellschaft"
1928 Gründung der Wohnungsbaugesellschaft "Rationell"
1946 - 51 FDP-Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft

Gestorben am 19.5.1951 in Hamburg

 

 


Paul August Reimund Frank wird 1878 in Hamburg geboren und wächst dort in den eng bebauten Gängevierteln der Altstadt auf. Nach seiner Schulzeit absolviert er zunächst eine Malerlehre, anschließend beginnt er an der Hamburger Landeskunstschule ein Architekturstudium, das er sich mit der Malerei von Postkarten finanziert. Nach seinem Studium ist Paul Frank im Architekturbüro Sachs & Pohlmann als Zeichner und Architekt beschäftigt, wo er ab 1910 mit der Planung der Gartenstadt Wandsbek betraut ist, deren Konzeption durch die Gartenstadt-Gesellschaft Wandsbek unter Leitung von Paul Franks Bruder Hermann Frank entsteht. Die bis 1914 realisierte Wohnsiedlung stellt das erste Beispiel für eine nach englischen Vorbildern entworfene Gartenstadt in Hamburg dar, in der durch die kleinteilige Bebauung und den Häusern zugehörigen Gartenflächen das Elend der großstädtischen Mietswohnungsverhältnisse überwunden werden soll.

Anfang 1913 gründet Paul Frank ein eigenes Architekturbüro, ist aber nebenher auch für Baufirmen und mit der Entwicklung bautechnischer Neuerungen tätig, für die er schon 1912 eine Firma für Spezialbauausführungen gegründet hat. So werden die Häuser der Gartenstadt Wandsbek mit GRANA-Zementputz nach einem Patent von Paul Frank ausgeführt. Weitere Patente meldet er auf Betondeckenkonstruktionen, unterirdische Ölbehälter oder die Betonpumpe an. Der Erlös eines Patentes zur Veredelung von Geigen, die "Frank-Reiner"-Geige, dient 1925 als Startkapital zur Gründung der "Gemeinnützigen Kleinhaus-Baugesellschaft mbH", die er gemeinsam mit seinem Bruder Hermann Frank gründet. Während Hermann Frank für den kaufmännischen Bereich und die Initiierung neuer Bauprojekte zuständig ist, ist Paul Frank als Architekt für die Planung der Bauvorhaben verantwortlich. Aufgrund der nach dem 1. Weltkrieg noch erheblich angewachsenen Problematik des Kleinwohnungsbaus für die gering verdienende Arbeiterschaft ist der Bau von Kleinwohnungen mit minimierten Grundrissen das vorrangige Ziel der Frank'schen Wohnungsbaugesellschaft.

Das erste Projekt, in dem diese Bestrebungen für einen günstigen und hygienischen Kleinwohnungsbau umgesetzt werden, ist der Wohnblock Heidhörn in Barmbek-Nord, einem Stadtteil, der in den zwanziger Jahren nach einem durch den Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher reformierten Bebauungsplan errichtet wird. Als herausragende Innovation werden die Wohnungen durch Laubengänge auf der Südseite erschlossen, wodurch die Erschließungsflächen minimiert werden und die erstrebte Querlüftung gewährleistet bleibt. Der soziale Anspruch des Laubengangwohnhauses wird durch eine Zentralbadeanstalt, Waschküchen und eine gemeinschaftliche Dachterrasse unterstrichen. Die Erschließung durch Laubengänge bleibt aber umstritten und zeigt sich nur begrenzt für den Wohnungsbau tauglich. Das Prinzip wird durch Paul Frank aber auch in anderen Projekten verwirklicht, für die sich die Laubengangerschließung aufgrund spezieller Wohnformen gut eignet. So entstehen das Ledigenheim Schwalbenhof und das Altenheim der Köster-Stiftung nach diesem Muster. Neben der Durchführung von Wohnprojekten für die eigene Wohnungsbaugesellschaft plant Paul Frank auch einige Bauten für fremde Bauherren und beteiligt sich an zahlreichen Wettbewerben, vorrangig für Wohnsiedlungsprojekte wie in Berlin-Haselhorst, wo Paul Frank einen dritten Preis erzielt. Nach Wettbewerbserfolgen ergeben sich auch weitere Wohnungsbauprojekte in Hamburg.

Paul Frank ist an zahlreichen Wohnsiedlungsbauvorhaben in Hamburg beteiligt, die in der Weimarer Republik unter Leitung des Oberbaudirektors Fritz Schumacher entstehen. Um bautechnische Innovationen zu erproben, gründet Paul Frank gemeinsam mit Bensel & Kamps, Block & Hochfeld und Karl Schneider die Wohnungsbaugesellschaft "Rationell", von der die durch die Reichsforschungs-Gesellschaft RfG geförderten Wohnzeilen an der Jarrestraße als Versuchsbauten in Stahl- und Stahlbetonbauweise ausgeführt werden. Neben Architekten wie Karl Schneider, Friedrich Ostermeyer oder Robert Friedmann gehört Paul Frank zu den exponierten Vertretern des Neuen Bauens in Hamburg, besonders durch die innovativen Konzepte zur Lösung der Frage des Kleinwohnungsbaus. Demgegenüber spielt die architekonische Gestaltung für Paul Frank eine weniger bedeutende Rolle, so daß seine Bauten eine eher konservative Manier aufweisen, die von avantgardistischen Ansätzen von Architekten wie Karl Schneider eine gewisse Distanz bewahren. Charakteristisch für die Hamburger Wohnsiedlungen der Weimarer Republik ist der rote Backstein als Fassadenmaterial, der von Paul Frank in einer moderat traditionellen Manier verwendet wird. Die starke städtebauliche Geschlossenheit der Neubaugebiete wird erst durch die Backsteinfassaden erzeugt, durch den unterschiedliche architektonische Tendenzen homogenisiert werden.

Von der Weltwirtschaftskrise am Anfang der dreißiger Jahre ist auch das Architekturbüro von Paul Frank stark betroffen, da der staatlich geförderte Geschoßwohnungsbau praktisch zum Erliegen kommt. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 bringt in der Wohnungsbaupolitik durch deren großstadtfeindliches Gedankengut einen Umschwung, hin zu einer verstärkten Bindung der Bürger an den heimatlichen Boden. Nach dem günstigen Erwerb eines Areals in Klein-Borstel entsteht dort unter Eigenregie der Frank'schen Wohnungsbaugesellschaft ab 1935 eine Stadtrandsiedlung, die in Abkehr von den Großwohnblöcken der Weimarer Republik die neuen politischen Ideale in Form einer aufgelockerten Reihenhausanlage umsetzt. Die bis 1939 vollendete Frank'sche Siedlung basiert in ihren Grundzügen dabei auf den Reformidealen der Gartenstadtbewegung, die den neuen politischen Motiven entsprechend adaptiert wird. Die Gestaltung der Wohnhäuser mit Steildächern und Backsteinfassaden entspricht den konservativen architektonischen Idealen des Nationalsozialismus, ohne dabei aber in eine besonders traditionalistische Formensprache zu verfallen. Nach dem Schema dieser Wohnsiedlung entsteht bis 1940 in Kiel für Gefolgschaftsangehöroge der Kriegsmarine auch die Gartenstadt Elmschenhagen, deren Gestaltung aber stärkere traditionalistische Züge trägt.

Nach dem 2. Weltkrieg ist Paul Frank von 1946 an Abgeordneter der FDP in der Hamburger Bürgerschaft. Er stirbt 1951 in Hamburg im Alter von 72 Jahren. Seine Architektur ist geprägt von wohnreformerischen Idealen und bautechnischen Innovationen, umgesetzt in einer jeweils politisch adäquaten Formensprache, für die eine rein an gestalterischen Kriterien bemessene Wertung zu kurz greifen muß. Die von Paul und Hermann Frank gegründete Frank'sche Wohnungsbaugesellschaft besteht bis heute in Hamburg fort.


April 2003

Literatur:

Antje Kossak: 1925 - 2000 75 Jahre Wohnungsbau - 75 Jahre Frank.
Hamburg 2000

Dirk Schubert: Vergessene Reformer: Die Brüder Frank. In: Architektur in Hamburg Jahrbuch 1995, S. 134-145

Laubenganghaus Heidhörn. Hamburg 1926-27
. .Laubenganghaus Heidhörn
. .Hamburg 1926-27
Reihenhäuser Kösterallee. Hamburg 1927-28
. .Reihenhäuser Kösterallee
. .Hamburg 1927-28
Frauenwohnheim Schwalbenhof. Hamburg 1929-30
. .Frauenwohnheim Schwalbenhof
. .Hamburg 1928-30
Wohnhaus Lerchenfeld. Hamburg 1929-30
. .Wohnhaus Lerchenfeld
. .Hamburg 1929-30
Laubenganghäuser Jarrestraße. Hamburg 1929-30
. .Laubenganghäuser Jarrestraße
. .Hamburg 1929-30
Laubenganghäuser Dulsberg. Hamburg 1929-31
. .Laubenganghäuser Dulsberg
. .Hamburg 1929-31
Altenwohnhaus Kösterstift. Hamburg 1931-32
. .Altenwohheim Kösterstift
. .Hamburg 1931-32
Wohnblock Veddel. Hamburg 1930-33
. .Wohnblock Veddel
. .Hamburg 1930-33
Frank'sche Siedlung. Hamburg 1935-39
. .Frank'sche Siedlung
. .Hamburg 1935-39
Gartenstadt Elmschenhagen. Kiel 1939-40
. .Gartenstadt Elmschenhagen
. .Kiel 1939-40